Berühmte Güstrower
Barlach, Ernst (1870 – 1938)
Ernst Barlach – Maler, Graphiker, Bildhauer und Dramatiker – wurde am 2. Januar 1870 in Wedel/Holstein geboren. Nach Lehr- und Wanderjahren in Deutschland, Paris, Italien und Rußland wurde er als 40jähriger 1910 Bürger der Stadt Güstrow. Fast 30 Jahre lebte und arbeitete Barlach hier, bis zu seinem Tod 1938.
Barlachs Atelierhaus am Heidberg, ist als Personalmuseum zu besichtigen. In dem geräumigen Atelier sind bedeutende Plastiken zu sehen, Bronzegüsse, Holzskulpturen, Gipsmodelle, Entwürfe und Abgüsse in verschiedenen Materialien.
Ein weiterer Ausstellungsort ist die Gertrudenkapelle, eine spätmittelalterliche Pilgerkirche. Holzplastiken wie der „Lesende Klosterschüler“, die „Gefesselte Hexe“, der „Wanderer im Wind“ und der „Zweifler“ gehören zu den bedeutendsten Werken.
Zu Barlachs Hauptwerken zählt das Güstrower Ehrenmal für die Toten des Ersten Weltkrieges: „Der Schwebende“, eine Bronzeplastik im Güstrower Dom, eines seiner ergreifendsten Werke, über die Grenzen Deutschlands bekannt.
Die seit 1994 in Güstrow bestehende Ernst Barlach Stiftung bewahrt mit dem künstlerischen Nachlaß von Ernst Barlach die umfangreichste Sammlung dieses bedeutenden Künstlers des 20. Jahrhunderts.
Weitere Barlachmuseen befinden sich in Wedel (Geburtshaus), Ratzeburg („Altes Vaterhaus“) und Hamburg (Reemtsma-Stiftung).
Böhmer, Marga (1887 – 1969)
Im Jahr 1887 in Stolberg im Harz geboren, absolvierte sie nach dem Besuch der dortigen Töchterschule (1893 – 1902) von 1908 bis 1917 ein Bildhauerstudium in Bielefeld, Köln, Düsseldorf und Krefeld und ist in den beiden letzten Jahren bereits als selbständige Bildhauerin tätig. 1917 heiratet sie den Maler und Bildhauer und späteren Kunsthändler Bernhard A. Böhmer und übersiedelt nach Mecklenburg. In das Jahr 1924 fällt der Beginn der Freundschaft mit Ernst Barlach, dessen Lebensgefährtin sie von 1927 bis zu seinem Tode 1938 ist.
Brinckman, John (1814 – 1870)
Der niederdeutsche Erzähler und Lyriker wurde 1814 als Sohn eines Rostocker Kapitäns und Schiffseigners geboren. Nach dem Studium in seiner Heimatstadt wanderte er 1839 nach Amerika aus. Er gehört damit zu den Tausenden Mecklenburgern, die im 19. Jh. ihre Heimat verlassen haben. Mecklenburg war aufgrund der sozialen Mißstände besonders stark von der Auswanderung betroffen. Bis 1842 arbeitete Brinckman dort als Journalist und Übersetzer und kehrte dann nach Mecklenburg zurück. Bis er seine Anstellung am Güstrower Realgymnasium 1849 erhielt, verdiente er seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer bei verschiedenen Adelsfamilien.
In seinen Erzählungen und Gedichten, die ihn an die Seite von Fritz Reuter und Klaus Groth rücken, schildert er realistisch die sozialen Mißstände in Mecklenburg. Auch seine Amerikaerfahrungen finden Niederschlag in Aufzeichnungen und Versen.
Johnson, Uwe (1934 – 1984)
Der Schriftsteller wurde 1934 im Kammin (Pommern) geboren und gelangte durch den Krieg zunächst nach Anklam, später nach Güstrow, wo er 1952 sein Abitur ablegte. Nach seinem Studium in Leipzig geht er nach Westberlin und erwarb sich das ungeliebte Etikett vom „Dichter des geteilten Deutschland“. Sein Weggehen aus der Heimat 1959 hat nie den Verlust der Heimatverbundenheit zur Folge gehabt.
1984 verstarb Johnson in England, keine fünfzig Jahre alt. Er verbrachte seine letzten zehn Lebensjahre in Sheerness-on-Sea auf der Insel Sheppey. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Mutmaßungen über Jakob“, „Jahrestage“ und „Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953“. Orientiert an Bildern aus der Heimat, die er sehr genau beschreibt, widmet er sich immer wieder der Zweistaatlichkeit Deutschlands, dem Ost-West-Problem.
Kersting, Georg-Friedrich (1785 – 1847)
Der frühromantische Maler wurde als Sohn einer Glaserfamilie in Güstrow geboren. Wie Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge studierte er an der Schwedischen Kunstakademie in Kopenhagen. 1818 wird er Malervorsteher an der Königlich-Sächsischen Porzellan-Manufaktur in Meißen. 1847 stirbt er in Meißen.
Zu seinen bekanntesten Bildern gehören Künstler-Porträts, so zum Beispiel „Caspar David Friedrich in seinem Atelier“ (1811) und der „Geiger Nocolo Paganini“ (1830).
Kegebein, Adolf (1894 – 1987)
Im Jahr 1924 begann der gebürtige Güstrower seine Tätigkeit als selbständiger Architekt. In den folgenden zwei Jahrzehnten entstanden in der Stadt nach seinen Entwürfen etwa 50 Bauten für Wohnen, Verwaltung, Geschäft und Industrie. Eine seiner bleibenden Leistungen ist die Projektierung des Wohn- und Atelierhauses für Ernst Barlach Am Heidberg, das heute das Personalmuseum für den bedeutenden Bildhauer, Grafiker und Dramatiker beherbergt.
Klasen, Karl-Christian (1911 – 1945)
Im Jahr 1911 in Güstrow geboren, besuchte Klasen von 1921 bis 1930 das Realgymnasium. Der Zeichenlehrer Friedrich Schult, ein Freund von Ernst Barlach, förderte das künstlerische Talent des Gymnasiasten. Noch vor dem Abitur ging Klasen von der Schule ab und begann 1932 eine Tischlerlehre in Bützow und bildet sich autodidaktisch als Maler aus. Klasens Werk, das fast ausschließlich der mecklenburgischen Landschaft gewidmet ist, ist einzuordnen in die Tradition mecklenburgischer Landschaftsmalerei von Carl Malchin und Karl Rettich. In zahlreichen Ausstellungen, beginnend 1961 in Ratzeburg bis in die Gegenwart wird das Schaffen Karl Christian Klasen’s posthum gewürdigt.
Kufahl, David-Anton (1763 – 1831)
Bevor sich Kufahl 1782 auf Wanderschaft nach Berlin, Rußland (vermutlich Petersburg) und Kopenhagen begibt, hat er 1778 bis 1781 die Maurerlehre, seine Gesellenprüfung und das vorgeschriebene Gesellenjahr in seiner Geburtsstadt absolviert. Seine ersten größeren Aufträge stehen im Zusammenhang mit dem Umbau des Rathauses von 1797 bis 1800. Hier zeigt er sein Können, das über das eines Maurermeisters hinaus geht. Neben dem Umbau des Rathauses – die klassizistische Fassade blieb bis heute im wesentlichen unverändert – baute er eine Reihe von Häusern in Güstrow.
Parr, Franz (iskus)(unbekannt – 1580)
Die Familie Parr ist ursprünglich im lombardischen Bizone ansässig. Der Vater Jakob Parr (Bahr) und vier seiner Söhne sind als Baumeister im 16. Jh. in Mecklenburg und speziell auch in Güstrow wirksam geworden. Franz Parr ist es, der den Güstrower Schloßbau maßgeblich geprägt hat. Von ihm stammt der Entwurf für die vierflügelige Schloßanlage und er war zu großen Teilen an der Realisierung beteiligt (1558-1565).
Schondorf, Johannes (1833 – 1912)
In der Kleinstadt Röbel wurde Schondorf 1833 geboren. Als er nach seiner Konfirmation die Schule verließ war er, wie er selbst später sagte, als Geiger und Flötist orchersterfähig. Er ging dann nach Rostock, um beim Organisten von St. Marien Sponholtz das Orgelspielen zu erlernen. 1850 war er Schüler von Theodor Kullach (Musikpädagoge) in Berlin und besuchte dort das neu gegründete Konservatorium der Musik. Mit 22 Jahren wurde Schondorf 1855 Organist an beiden Kirchen in Neubrandenburg und stand bald im Mittelpunkt des Musiklebens als Organist, Klavierlehrer, Dirigent des Gesangvereins und als Kapellmeister. In Güstrow fand er ein breites Betätigungsfeld vor. Seit 1867 war er Dirigent des ältesten Gesangsvereins Mecklenburgs (1819 gegründet) und hat ihn 40 Jahre geleitet. Zu Beginn des 20. Jh. faßte Schondorf die großen Güstrower Gesangsvereine zusammen und wurde Chormeister des Sängerbundes. Zu seinen Schülern gehören Gustav Havemann und Karl Adolf Martienssen. 1890 wurde Schondorf zum großherzoglichen Musikdirektor ernannt. Seinen größten Triumph feierte er beim 11. Mecklenburger Musikfest 1891, zu dem ein großer Teil seiner Lieder gesungen wurde.
Schult, Friedrich (1889 – 1978)
Im Jahr 1914 wird der Kunsterzieher F. Schult Lehrer am Gymnasium in Güstrow, das seit den dreißiger Jahren den Namen Brinckmans trägt. Als enger Freund und Verehrer Barlachs, weit über dessen Tod hinaus, legte er 1939 das Heftchen „Barlach im Gespräch“ vor, das als Insel-Bändchen bald starke Verbreitung fand. Als Nachlaßverwalter Barlach’scher Kunst erarbeitete er Werkverzeichnisse (1958/60), die den Grundstock für die Aufarbeitung des Barlach-Erbes bis in die heutige Zeit bilden.