Vortrag: Kultureller Wandel an unserer Küste vor 6000 Jahren und was die Ostsee damit zu tun hatte
Zunächst fiel den Geologen der markante Übergang von hellen durchmischten Sedimenten zu dunklen, feingeschichteten (laminierten) Ablagerungen in Bohrkernen aus der zentralen Ostsee ins Auge. Dieser Übergang konnte zeitlich recht genau auf 6000 Jahre vor heute datiert werden. Eine hochauflösende Analyse von Biomarkern belegte zudem einen mittleren Temperaturanstieg um ca. 2 °C im Oberflächenwasser der Ostsee für eine Zeitspanne von ca. 500 Jahren, kurz vor und nach diesem Event.
In dieses Zeitfenster fällt im südlichen Ostseeraum ein kulturgeschichtlich bedeutendes Ereignis: Der Übergang von der steinzeitlichen Jäger- und Sammlergemeinschaft (sog. Erte-Bölle Kultur) zur Kultur der sog. Trichterbecher- (Keramik) Gemeinschaft, welche Ackerbau und Viehzucht betrieben. Die Archäologen im Autorenteam haben auch nachweisen können, dass dieser Kulturwechsel mit einer deutlichen Zunahme der Bevölkerung (Siedlungsdichte) einherging, was sicher den günstigen klimatischen Bedingungen (sog. Thermales Optimum) geschuldet ist.
Was dieser Geschichte nun aus Sicht der Entwicklung der Ostsee noch besondere Spannung verlieh, war die Vermutung, dass das Aussterben der steinzeitlichen Jäger, die überwiegend Meerestiere zur Nahrung nutzten, mit den veränderten ökologischen Bedingungen im Meer zu tun hatte. Der markante Wechsel in den Sedimentablagerungen deutet auf eine drastische Abnahme des Sauerstoffs am Meeresboden und im gesamten Tiefenwasser der zentralen Ostsee hin (sog. Hypoxie). Dies könnte zu einem Zusammenbruch der Fischbestände geführt haben. Leider ließ sich dieser Zusammenhang nicht zweifelsfrei belegen.