Gleich einer Symphonie in Grün
Die deutschsprachige Jüdin Selma Merbaum wurde am 5. Februar 1924 in Czernowitz im damaligen Königreich Rumänien geboren (heute Cernivci im Südwesten der Ukraine). Die Dichterin hinterließ der Nachwelt 57 Gedichte, die heute zur Weltliteratur zählen. Selma Merbaum reiht sich ein in eine Gruppe herausragender deutschsprachiger jüdischer Lyrikerinnen und Lyriker aus der Region des einstigen Herzogtums Bukowina. Genannt seien nur Paul Celan und Rose Ausländer. In der Bukowina, etwa viermal so groß wie das Saarland und heute ukrainisches und rumänisches
Staatsgebiet, lebten im Jahr 1910 nach einer österreichischen Statistik ca. 170.000 Deutschsprachige, davon 60 Prozent Juden.
Selma Merbaums geistige deutsch-jüdische Heimat wurde in den 1940er Jahren vollständig ausgelöscht, die Dichterin selbst kam 1942 im Alter von 18 Jahren in einem SS-Arbeitslager in Rumänien ums Leben. Doch ihre Gedichte leben weiter.
Anlässlich des 100. Geburtstags der Dichterin im Jahr 2024 wurde ein neues Vertonungsprojekt gestartet. Projektverantwortliche sind die deutschisraelische Sängerin Aviv Weinberg (Kantorin in der Jüdischen Gemeinde Celle) und der Pianist und Komponist Albrecht Gündel-vom Hofe (Berlin). Die beiden Künstler arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen und haben unter anderem
2018 die CD „Jazz Goes Synagogue“ veröffentlicht.