Flying Carpets – Mohammad Ariyaei | Personalausstellung | Malerei
Mohammad Ariyaei – eine Entdeckung
Mathias Goldberg, Inhaber der GOLDWERK GALERIE, ist einer der ersten Galeristen, der in Deutschland die Arbeiten des iranischen Outsider Art-Künstlers Mohammad Ariyaei ausstellte – im Herbst 2021 im Rahmen der Ausstellung „SINNFLUT / SENSEFLOOD“ und erneut im Sommer 2022 in „VIEL LÄRM UM NICHTS / much ado about nothing“. Er hatte den jungen Perser 2019 bei einem Kulturbesuch in Teheran in einer Untergrund-Galerie entdeckt – und damit auch die Faszination für einen ungewöhnlichen Vertreter der iranischen Kunst, die ihn bis heute nicht loslässt. Endlich ist der aufstrebende Newcomer in einer Personalausstellung in der GOLDWERK GALERIE im Klosterhof in Rostock zu sehen: Ab dem 12. März unter dem märchenhaften Titel „FLYING CARPETS“.
Künstlerischer Werdegang – ein Autodidakt erobert die Welt
Mohammad Ariyaei wurde 1987 in Golpayegan, einer iranischen Kleinstadt in der Provinz Isfahan, geboren. Stolz beschreibt ein persisches Sprichwort Isfahan als „die Hälfte der Welt“, die Region ist Heimat und Schmelztiegel großer Zivilisationen, auch Goethe war sich dieser kulturellen Strahlkraft Persiens bewusst und pries sie in der Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“.
Mohammad Ariyaei wuchs bei seiner Großmutter auf, die Sufismus und Mystik durch das Schreiben von Gebeten und den Dialog mit Parallelwelten praktizierte. Sie erzählte ihm viele Geschichten, die seine Phantasie beflügelten und seine künstlerische Inspiration nährten. „Seit den ersten Tagen meines Lebens war alles ziemlich anders. In meiner Kindheit hatte ich einige imaginäre Freunde, mit denen ich geredet und gespielt habe. Ich wusste nicht, ob sie ausgedacht oder ob sie Dschinn oder Engel waren.“ 2013 lernte er einen Kinderbuchillustrator kennen, der ihn ermutigte, zu malen.
Es ist der Beginn seiner Karriere als Künstler, denn schon bald werden die Arbeiten des Autodidakten in Gruppenausstellungen gezeigt, im Iran (vor allem in Teheran), in Beirut im Libanon, in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, und schon 2015 auch in den Niederlanden, 2021 und 2022 in der GOLDWERK GALERIE in Rostock, zudem in West Hollywood (USA) und in Turin (Italien).
Seit 2018 würdigen Einzelausstellungen in seiner Heimat, Europa und Nordamerika mit verheißungsvollen Titeln seine Werke: in Teheran („I Put a Spell on You“, 2018; „Deer and Flame“,
2020), in Paris („Iranian Awakening Lodge“ 2021; „Smiling Predictor“, 2022), in Turin („The Undisciplined Painting“, 2022), in Toronto („Uncovering the Next Basquiat“, 2023) – und ab 12. März mit „Flying Carpets“ in Rostock. Mohammad Ariyaei lebt und arbeitet heute in der der iranischen Hauptstadt Teheran. Der Durchbruch ist ihm sicher!
Die Bilder – ein Fenster zu einer Parallelwelt, ein Blick in eine andere Dimension, eine Einladung, die Welt neu zu denken und zu sehen
Mohammad Ariyaei wird der sogenannten Outsider Art zugerechnet: Erfindungsreichtum, ungebrochene Phantasie, Schöpfung aus dem inneren Erleben und eine unkonventionelle Bildsprache kennzeichnen die Werke dieser Künstler, die vor allem für sich selbst malen.
Die Bilder von Ariyaei sind mit feinsten Arabesken und Zeilen persischer Poesie angefüllt und schaffen damit ihren eigenen Kosmos – er bemalt die gesamte Oberfläche der Leinwand mit leuchtenden und lebendigen Farben und lässt kaum Luft zum Atmen. Auf und neben seinen Motiven schreibt er Gedichte der persischen Dichter Saadi und Hafez, Shams und Rumi. So entsteht ein symbolträchtiges Flirren, ein märchenhaftes Aufflackern der orientalischen Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht – übertragen in die heutige Zeit.
Seine Charaktere fesseln den Betrachtenden, ohne Perspektive und Fluchtpunkt spannen sie sich auf der Bildfläche, um in den Rahmen zu passen, wie Dschinn und Geister, die in einer Lampe gefangen sind. Diese Gemälde sind wie ein Fenster zu einer Parallelwelt, in der Menschen mit großen Augen und geheimnisvollem Lächeln nach eigenen Maßstäben urteilen und zwischen Linien, Mustern und Farben, neben Zeichen und Poemen in ihrer verborgenen Zivilisation leben.
Mohammad Ariyaei porträtiert Menschen in einer anderen Dimension jenseits von Zeit und Raum, schenkt dabei Einblick in seine verträumten, detailreichen und mystischen Bildwelten, aber auch frenetischen, wahnsinnigen und alptraumhaften Vorstellungen, er vitalisiert den alten Glauben über die Beziehung zwischen Menschen und Dschinn sowie die tiefgründige Verbindung zu iranischen Mystikern und ist dabei der modernen Welt zugeneigt.
Emotionen entstehen durch die Verwendung von reinem Farbgesang mit roten, blauen, orangen und gelben Farbtönen, die mit Freiheit und Lässigkeit aufgetragen werden. Die Freiheit der Geste zeigt sich in den schlanken Gesichtszügen und dem wirren Haar der Figuren. Die arabischen Schriften fliegen in alle Richtungen und nehmen an der grafischen Gesamtkomposition teil. Das Werk ist eine lebendige Partitur, die aus üppigen Farben und gekonnt orchestrierten Formen und Zeichen besteht.
Seine Arbeit ist organisch, lebendig und laut, als sei sie von innen durch Farbe beleuchtet.
Diese extrovertierte Kunst zeigt strahlend, humorvoll und wahnsinnig verrückt ein kontrolliertes Chaos am Rande der Explosion, genau wie ihr Schöpfer, der angesichts der aktuellen Geschichte seines Landes im Wesen zugleich heiter, klar und ernst ist. Wie ein Ruf des Überlebens schildert er die Tragödien der Menschheitsgeschichte, ihre Fragen, ihre Irrwege, ihre Absurdität, dennoch von Lachen und Leichtigkeit gefärbt, als eine Ode an Lebensenergie und Lebenshunger, um einzuladen, die Welt neu zu denken und zu sehen. Damit und mit der ungebrochenen Intensität seines Ausdrucks stehen seine Werke denen bekannter Künstler der westlichen Welt nahe – von Bosch bis Basquiat, und in der Welt der Außenseiterkunst den Werken von Carlo Zinelli.
Vernissage am 12. März 2023
Die Ausstellung „Flying Carpets – Mohammad Ariyaei“ ist vom 12. März bis 5. Mai 2023 zu sehen – dienstags, mittwochs und samstags von 11 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, in der GOLDWERK GALERIE im Klosterhof 5 in Rostock. Sie wird am Sonntag, den 12. März 2023 um 11 Uhr eröffnet.
Für die Musik sorgt Amir Asadi an der Setar, einem persischen Saiteninstrument; zur Eröffnung spricht Dr. Lutz Greisiger vom Seminar für Christlichen Orient und Byzanz des Orientalischen Instituts der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Es kommt nicht oft vor, dass man ein Kunstwerk sieht und völlig in seinen Bann gezogen wird und lange verweilt – wie auf einem mythischen Fortbewegungsmittel …
[www.goldwerk-galerie.de]