Barlach und die jungen Wilden
Wohl kaum ein anderes Motiv findet in der bildenden Kunst mehr Beachtung als der menschliche Körper. Von prähistorischen Höhlenmalereien bis zu multimedialen Kunstformen blieb nahezu keine Möglichkeit ungenutzt, ihn auf unterschiedliche Weise in den Blick zu nehmen, zu interpretieren und zu inszenieren. Dem Zauber seiner Abbildung unterlagen Generationen von Künstlerinnen und Künstlern, die ihn zu ihrem Hauptmotiv oder wie Ernst Barlach (1870-1938) gar zu ihrer Muttersprache erklärten. Trotz abstrakter Tendenzen bleibt die Faszination für die Darstellung des menschlichen Körpers auch in der zeitgenössischen Kunst ungebrochen. Seine unmittelbare Wirkung macht ihn zu einem idealen Ausdrucksträger für die kritische Auseinandersetzung mit sozialen und politischen Themen. Aber auch materiell weniger fassbare Bereiche wie Glaube, Macht, Gefühle und Identität werden an ihm bis in die Gegenwart erkundet.
In einer umfangreichen Sonderausstellung bringen die Ernst Barlach Museen Güstrow zehn renommierte junge zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler zusammen, in deren Schaffen die menschliche Figur ein wesentliches Element darstellt. Rund 50 eindringliche Arbeiten aus den Bereichen Bildhauerei, Malerei, Grafik und Videokunst treten in einen spannungsvollen Dialog mit ausgewählten Werken Barlachs. Es entstehen überraschende Begegnungen, die die Aufmerksamkeit auf unmittelbare politische und soziale Themen richten, normative Geschlechterrollen hinterfragen aber auch ungeahnte Perspektiven auf das vielschichtige Œuvre Ernst Barlachs eröffnen.
Künstlerinnen und Künstler:
Carlo-Leopold Broschewitz, Robert Deutsch, Laura Eckert, Hermann Grüneberg, Manaf Halbouni, Julia Kausch, Regina Nieke, Edvardas Racevicius, Christoph Ruckhäberle, Welf Schiefer
