Missa Miniatura – h-Moll Messe , Johann Sebastian Bach
Die “Missa miniatura” nimmt sich Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe an. 1748/49 entstanden, ist sie nicht nur Bachs letztes großes Vokalwerk, sie nimmt auch innerhalb der geistlichen Musik des Westens überhaupt einen einzigartigen Rang ein. Zum einzigen Mal vertont Bach hier alle Texte der lateinischen Messe und übersetzt die überlieferten, beinahe schematischen Phrasen in eine jede*n Einzelne*n berührende Suche nach einem menschlichen Sein in Ganzheit. Eine Aneignung, die Albach und CONTINUUM mit ihrer Bearbeitung für sieben barocke Multi-Instrumentalist*innen und sechs Sänger*innen weiterdenken. Instrumente wie Zink oder Marimba erweitern das ursprüngliche Instrumentarium um Violine, Orgel und Traversflöte und erlauben völlig neue Einblicke in die Weise, wie Bach Klangfarben und Stimmführung dachte. In dieser Verdichtung transformiert das Ensemble die Messe neu in Kammermusik, die erlaubt, das Werk auch in Kontexten anderer Räume aufzuführen: Intimität und Intensität.
Zur Verdichtung gehört auch eine sensible Kürzung der Messe – ohne ihren spirituellen Gehalt auszudünnen. Der Schweizer Autor und Rapper Jürg Halter greift übergangene Partien auf, es entstehen poetische Antiphone, Antwortgesänge, die über die lateinischen Texte der Liturgie in Sprache und Problemstellung der Gegenwart reflektieren. Statt “bloß” innovativ gedachter Alter Musik wächst mit “Missa miniatura” ein Stück heran, das ein prägendes Werk der Kirchenmusik in zeitgenössische, agnostische Reflexion übersetzt und neue musikalische Facetten am altbekannten Material offenlegt.
